TTArtisan 27mm F/2,8
Hatte unlängst Fujinons 35mm/2.0 bessere Möglichkeiten für die Straße eröffnet, vor allem hinsichtlich des unauffälligen Hantieren, begegnete dem Knipser kurz darauf ein noch kleineres Objektiv der chinesischen Marke TTArtisan, ein Name, der dem marketingverwöhnten Westeuropäer nicht so leicht über die Lippen geht. Vielleicht hat das Superhirn, dass sich diese „Brand“ ausdachte, einfach nur gestottert, was gepaart mit Mandarin als Muttersprache eine eigenartige Konsonantenkonstruktion hervorbrachte. Dank des unschlagbar günstigen Preises von 133,-€ für ein nagelneues Exemplar brauchte der Knipser nicht lange zu überlegen.
Doch was steckt drin in diesem Billigheimer aus dem Reich der Mitte? Die Größe, leider gibt es kein Antonym zu diesem Terminus, ist eher eine „Kleine“. 39mm kurz und gerade 93g leicht passt perfekt zu Fujis X-T20 oder ähnlich handlichen Kameras. Insgesamt dürfte der Apparat nicht größer sein, als die viel gerühmte X100V, die mangels Verfügbarkeit auf dem Gebrauchtmarkt inzwischen teurer ist, als der vom Hersteller vorgeschlagene Preis von ca. 1500,-€.
Die Verarbeitung wirkt wertig, der Blendenring hat eine Rastung, ausreichend stark und trotz manchem Genörgel der einschlägigen Youtuber gut zu handhaben. Man sollte die Erbsenzähler im Internet mal mit einer Nikkormat oder noch besser, einer Exakta auf die Straße schicken, um sie auf den Boden zurück zu holen.
Der Autofokus ist schnell genug und unhörbar, unterscheidet sich kaum von dem etwas größeren Fujinon 35mm. Hinsichtlich Schärfe und Bildqualität gibt es leichte Einbußen insbesondere bei Offenblende, der Preisklasse geschuldet. Als Erstes fällt eine ziemlich starke Vignettierung auf, die beim Abblenden stetig abnimmt. Schon bei Blende 4 ist es erträglich. Ähnlich verhält es sich mit der Schärfe. Gerade bei längeren Distanzen lohnt sich das Abblenden. Bilder in der Nahdistanz, minimal 30cm, sind auch bei Offenblende schön scharf. Da bei der Straßenfotografie oftmals eine größere Tiefenschärfe erwünscht ist, ist das Abblenden auf 5.6 oder gar auf 8 ein probates Mittel, sehr ordentliche Ergebnisse zu erziehlen. Bestechend bei dieser Kombination ist das Understatement, zu deutsch Unterbewertung, das die Kamera zu einer unauffälligen Begleiterin im fotografischen Alltag macht. Natürlich könnte man auch eine Sony RX100 III nehmen, aber die macht wirklich keinen Spaß, nicht zu reden von dem verräterischen Objektiv, das im Fotobetrieb ausfährt.
Porträt mit freundlicher Genehmigung Das mit den Blumen tut mir leid